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Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) | 15.03.2021

Antwort des Universitätsklinikums Marburg zur Anfrage der „Oberhessischen Presse“ vom 12. März 2021 – Thema: Überstunden und Überlastungsanzeigen

Die Fragen der Zeitung:

Laut BR hat sich die Zahl der Überstunden drastisch erhöht, ist auf rund 170.000 angestiegen - und auch die Überlastungsanzeigen haben wieder zugenommen, inklusive Anzeigen, die laut BR eine Patientengefährdung belegen.

- warum kam es zu einem solchen Anstieg?

- gibt es besondere Bereiche, in denen die Ãœberstunden angefallen sind?

- laut Tarifvertrag müssten die Überstunden binnen zwölf Wochen entweder abgebaut (also mit Freizeit ausgeglichen) oder entsprechend ausbezahlt sein - warum häufen sich die Überstunden dennoch an?

- welche Anstrengungen unternimmt das UKGM, um Ãœberstunden abzubauen?

- aus Sicht des BR handelt es sich um ein strukturelles Problem, es würden auch zahlreiche Dienstpläne abgelehnt, weil dort Überstunden quasi eingeplant seien. Ist die Einstellung zusätzlichen Personals geplant?

- wie hat sich die Zahl der Ãœberlastungsanzeigen entwickelt?


Die Antworten des Klinikums:

Vorbemerkung:

Das Jahr 2020 war für das Universitätsklinikum Marburg in allen Punkten ein Ausnahmejahr. Die Coronavirus-Pandemie hat unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in besonderer Weise gefordert und unser Klinikum wirtschaftlich in eine schwierige Lage gebracht. Die Sicherung der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung, insbesondere der an COVID-19 erkrankten Menschen, und der Schutz unserer Patienten und Mitarbeiter vor SARS-CoV2 standen dabei oben an. Die Krise erforderte viele, meist kurzfristige und gravierende Änderungen im klinischen Alltag und in unseren internen Prozessen. Daher ist das Jahr 2020 personalwirtschaftlich aus unserer Sicht nicht mit regulären Vorjahren vergleichbar. Es wurde und wird extrem viel und Besonderes geleistet, um diese Pandemie in den Griff zu bekommen und uns wieder in eine sicherere Zukunft zu führen.
 

- warum kam es zu einem solchen Anstieg?

Zunächst möchten wir die genannte Zahl von 170.000 Überstunden am Universitätsklinikum erläutern. Richtig ist, dass im Jahresdurchschnitt 2020 die Zahl der Überstunden bei 150.000 lag und noch im November der Wert 149.500 betrug. Aufgrund der haustariflichen Regelungen zur Anrechnung der Feiertage ist sie dann im Dezember auf 170.000 gestiegen. Gemäß unseres Haustarifvertrages bekommen Beschäftigte, die an Feiertagen arbeiten, diese an den Feiertagen geleisteten Arbeitsstunden auf ihren Stundenkonten gutgeschrieben und können diese in den Folgemonaten in Freizeit ausgleichen. Darüber hinaus möchten wir darauf hinweisen, dass wir bei der Privatisierung im Jahr 2006 über 64.000 Überstunden übernommen haben, so dass sich über die letzten 14 Jahre ein jährlicher Anstieg von durchschnittlich 6.140 Überstunden ergeben hat (dies entspricht ca. 3,8 Vollzeitstellen pro Jahr). Bezogen auf die 3.155 Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt 2020 entsprachen die 150.000 Überstunden somit 47,5 Überstunden pro Vollzeitstelle bzw. ca. 2,9% der Vollzeitstellen.

Auch wenn wir somit von einem vergleichsweise geringen Anteil von Überstunden ausgehen können, ist es doch richtig, dass es in den letzten Jahren zu einem leichten Anstieg gekommen ist. Deshalb steht die Vermeidung von Überstunden schon seit vielen Jahren im Fokus unserer Anstrengungen. So ist es uns sogar im Corona-Pandemie-Jahr 2020 gelungen, die Stundenstände insgesamt leicht zu reduzieren. Nach dem tariflichen Anstieg im Dezember ist dadurch bereits im Januar 2021 ein großer Teil der im Dezember aufgebauten Stunden schon wieder abgebaut worden.
 

- gibt es besondere Bereiche, in denen die Ãœberstunden angefallen sind?

Es waren alle Bereiche betroffen, die der oben dargestellten Feiertagsregelung unterliegen.
 

- laut Tarifvertrag müssten die Überstunden binnen zwölf Wochen entweder abgebaut (also mit Freizeit ausgeglichen) oder entsprechend ausbezahlt sein - warum häufen sich die Überstunden dennoch an?

Bei der Reduzierung von Ãœberstunden wird der Wunsch der Mitarbeiter respektiert: Gerade in der Pflege wird eher der Freizeitausgleich beantragt, die Aufforderung zu Anträgen auf Auszahlung stieß auf geringe Resonanz. Sofern jedoch Ãœberstunden beantragt wurden, sind sie stets ausbezahlt worden. 
 

- welche Anstrengungen unternimmt das UKGM, um Ãœberstunden abzubauen?

Durch eine Vielzahl von Maßnahmen sind bereits im Januar 2021 ein großer Teil der im Dezember des Vorjahres aufgebauten Stunden abgebaut worden.
 

- aus Sicht des BR handelt es sich um ein strukturelles Problem, es würden auch zahlreiche Dienstpläne abgelehnt, weil dort Überstunden quasi eingeplant seien. Ist die Einstellung zusätzlichen Personals geplant?

Die Gründe für diese Ablehnung von Dienstplänen sind vielfältig, sie betreffen häufig kurzfristige, krankheitsbedingte Ausfälle. Hier werden individuelle Lösungen mit dem Betriebsrat gesucht und gefunden.
 

- wie hat sich die Zahl der Ãœberlastungsanzeigen entwickelt?

Die Coronavirus-Pandemie fordert das Universitätsklinikum Marburg und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den betroffenen Bereichen enorm. Es sind viele herausfordernde Situationen zu meistern, es gab und gibt viele Veränderungen im Arbeitsalltag. Vor diesem Hintergrund bewegen sich die Beschwerden der Mitarbeiter im üblichen Rahmen der zurückliegenden Jahre, mit leicht ansteigender Tendenz. Es ist weiterhin unverändert so, dass jede Ãœberlastungsanzeige gelesen und aufgearbeitet wird, dies in einem optimierten Prozess, der in voller Transparenz und in regelmäßigen gemeinsamen Gesprächen zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung organisiert ist. 

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